Appellation Saint Julien

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appellation saint julien

Am linken Ufer der Garonne, im Herzen des Médoc, genießt die Appellation Saint-Julien einen beneidenswerten Ruf. Sie gilt oft als Verkörperung des Bordeaux-Gleichgewichts, da sie die perfekte Synthese zwischen der tanninreichen Struktur von Pauillac und der aromatischen Finesse von Margaux erreicht. Trotz ihrer kleinen Fläche zeichnet sich die Appellation Saint-Julien durch eine außergewöhnliche Konzentration von 11 Grands Crus Classés gemäß der Klassifikation von 1855 aus.

Ein solides historisches Erbe

Die Weinbaugeschichte von Saint-Julien reicht bei einigen Weingütern bis ins 17. oder sogar 18. Jahrhundert zurück – eine Zeit, in der der Adel, die Bordeaux-Händler und große Grundbesitzer begannen, die Weinlandschaft des Médoc so zu formen, wie wir sie heute kennen.

Güter wie Château Léoville Las Cases, Château Beychevelle und Château Talbot haben die Jahrhunderte überdauert und dabei stets ihren hohen Qualitätsanspruch bewahrt. Im Laufe der Zeit haben sich diese Weingüter an die Herausforderungen – Kriege, Wirtschaftskrisen, technische Entwicklungen – angepasst, ohne jemals die Identität ihrer Weine zu verleugnen. Diese historische Kontinuität, die in der Weinwelt selten ist, verleiht der Appellation Saint-Julien neben ihrem önologischen Ansehen eine echte kulturelle und historische Tiefe.

Ein Terroir zwischen Kies und Lehm

Der Boden von Saint-Julien ruht auf dicken Schichten von Garonne-Kies, die von den alten Flussläufen der Garonne abgelagert wurden und alluviale Terrassen auf einem Untergrund aus Ton, Kalkstein und Mergel bilden, die aus dem Oligozän und Eozän stammen. Das sanft hügelige Relief, geformt durch ein dichtes Wasserlaufsystem, sorgt für eine ausgezeichnete natürliche Drainage.

Die Böden bestehen aus Kies, Geröll, Sand und Ton – sie sind sowohl durchlässig als auch gut strukturiert. Dadurch können die Rebwurzeln bis zu 5 Meter tief in den Boden eindringen, um aus dem kalkhaltigen und tonigen Untergrund essenzielle Nährstoffe (wie Kalzium und Stickstoff) aufzunehmen. So wird die Rebe auch in Trockenzeiten optimal versorgt.

Reben der Appellation Saint Julien
Reben der Appellation Saint Julien

Entwicklung der Weinbaupraktiken

Die Weingüter von Saint-Julien setzen zunehmend auf nachhaltigere Praktiken, die Tradition und Innovation verbinden. Viele wenden sich dem biologischen oder biodynamischen Weinbau zu, um die Bodengesundheit und die Biodiversität zu bewahren und zugleich den Ausdruck des Terroirs zu verbessern. Eine sorgfältige Wasserbewirtschaftung, eine angepasste Bodenbearbeitung und weniger Eingriffe im Keller ermöglichen heute die Erzeugung authentischerer Weine, die ihrer Identität treu bleiben.

Reben der Appellation Saint Julien

Der Saint Julien-Stil: Finesse und Langlebigkeit

Die Weine von Saint-Julien werden vom Cabernet Sauvignon dominiert, der ihnen Struktur und großes Lagerpotenzial verleiht. Der bedeutende Anteil an Merlot bringt jedoch eine frühere Geschmeidigkeit und Rundheit als bei den nördlicheren Nachbarn.

Bei der Verkostung erkennt man sie an ihrer Eleganz, ihren seidigen Tanninen und ihrem aromatischen Bouquet, in dem sich Noten von Schwarzer Johannisbeere, Zedernholz, Tabak und Zigarrenkiste vereinen. Sie sind auf Langlebigkeit ausgelegt und gelten oft als die harmonischsten unter den Grands Crus Classés.

Speisen- und Weinkombinationen

Mit ihrer seidigen Tanninstruktur, aromatischen Tiefe und frischen Lebendigkeit passen sie hervorragend zu rotem Fleisch – ob gegrillt, gebraten oder geschmort. Ein am Holzfeuer gebratenes Rinderkotelett oder ein Rehfilet in Teigkruste finden in ihnen den idealen Begleiter.

Geflügelwild wie Taube, Wachtel oder Ente harmoniert ebenfalls wunderbar mit der aromatischen Komplexität dieser Weine, besonders wenn es mit Reduktionen aus Pilzen, roten Früchten oder Rotwein zubereitet wird.

Schließlich offenbaren gereifte Käsesorten wie Comté, Cantal oder bestimmte Bergtommen eine schöne Synergie mit den reifen, leicht holzigen und würzigen Aromen der Weine aus Saint-Julien – für einen eleganten und genussvollen Abschluss des Mahls.

Unsere Auswahl

Château Ducru Beaucaillou 1982

Château Léoville Poyferre 1996

Château Beychevelle 1986